Klagenfurt

Klagenfurt
Klagenfurt,
 
Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Kärnten, im Klagenfurter Becken östlich des Wörther Sees, 446 m über dem Meeresspiegel, Stadt mit eigenem Statut, 120 km2, 90 600 Einwohner; Sitz von Landtag, Landesregierung und aller Landesbehörden, des Landgerichtes, der Post- und Telegrafendirektion für Kärnten sowie des Bischofs des Bistums Gurk; Universität für Bildungswissenschaften, Höhere Bundeslehranstalt für Land- und Hauswirtschaft, Landeskonservatorium, mehrere höhere und berufsbildende Schulen, darunter ein Bundesgymnasium für Slowenen, Volkssternwarte; Landestheater, Kärntner Landesmuseum und Landesgalerie, Diözesanmuseum, Bergbaumuseum (in einem ehemaligen Stollen), Koschat-, Ingeborg-Bachmann- und Robert-Musil-Museum, Eisenbahnmuseum mit Museumsbahnen, Park Minimundus (mit Modellen berühmter Bauwerke), botanischer Garten, Wildpark.
 
Klagenfurt ist Handels- und Dienstleistungszentrum mit jährlicher Fachmesse für Gastronomie, Klagenfurter Messe und Holzmesse sowie ein bedeutender Industriestandort, v. a. Metallverarbeitung, Nahrungsmittel-, chemische, Elektro- und Elektronikindustrie, Lederindustrie, grafische Gewerbe; Straßen- und Bahnknotenpunkt, Flughafen (Annabichl, im Norden); auf dem Wörther See (Badesee) Ausflugsschifffahrt.
 
 
Dom Sankt Petrus und Paulus (1582-91), ursprünglich der größte protestantische Sakralbau Österreichs (1604 katholische Pfarrkirche, 1787 Dom), mit reichen Stuckaturen; barocke Emporenkirche Sankt Egyd (1692-97) mit zahlreichen Grabmälern seit dem 16. Jahrhundert; Heiliggeistkirche, ursprünglich gotisch (14. Jahrhundert), 1630-39 barock umgebaut; Marienkirche (1613-24), Ausstattung v. a. 18. Jahrhundert Ein repräsentativer Profanbau ist das Landhaus (1574 ff. an der Stelle der mittelalterlichen Burg); der Renaissancecharakter seines offenen Innenhofs mit zweigeschossigen Laubengängen ist erhalten, die Außenfassade wurde 1740 barockisiert; im großen Wappensaal Deckengemälde von 1739/1810 und 665 gemalte Wappen der Landstände. Wahrzeichen von Klagenfurt ist der Lindwurmbrunnen (Lindwurm 1593, Herkulesstatue 1636 vollendet) auf dem Neuen Platz; am Alten Platz findet sich eine noch weitgehend intakte Bebauung aus dem 16.-18. Jahrhundert, zum Teil mit Laubenhöfen. In der Kramergasse Geschäftshäuser des frühen 20. Jahrhunderts: Nummer 7 (1903, von Karl Haybäck) und Nummer 8 (1906, von Max Schmidt). Ferdinand Fellner und Hermann Helmer errichteten das Stadttheater (1908-10) in der Formensprache von Jugendstil und Historismus. Städtebaulich wichtig ist außerdem die Anlage des dreiseitig frei stehenden Künstlerhauses (1911-14) von Franz Baumgartner. Roland Rainer schuf 1970-71 den Vorstufenbau der Universität in Fertigteilbauweise. In der gleichen Zeit entstand das Geschäftshaus Franke am Alten Platz von Günther Domenig. Die Kapelle der Kreuzschwestern (1980) ist ein Werk von C. Holzmeister. Den schlichten Kubus der Kunsthalle für den Verleger Helmut Ritter (1992 eröffnet) entwarf Franz Erhard Walther. Ebenfalls als Kubus konzipiert (von Laurids Ortner) ist das »Europäische Design Depot« (EDD) im Technologiepark (1994). - Im äußeren Stadtbereich zahlreicher Schlösser und Ansitze (16.-19. Jahrhundert).
 
 
An einer Furt durch die Glan entstand der um 1195 erstmals urkundlich erwähnte Markt Klagenfurt. Um 1250 ließ Herzog Bernhard von Kärnten an der Stelle des heutigen »Alten Platzes« eine neue Siedlung anlegen, die um 1270 Stadtrecht erhielt. 1514 brannte Klagenfurt völlig nieder. Auf Bitten der Stände Kärntens schenkte Kaiser Maximilian I. ihnen 1518 die Stadt, die sie bis 1848 in ihrem Besitz hielten und 1543-91 als ständisches Verwaltungszentrum mit Münzstätte zur Festung (1810 geschleift) ausbauten. Im 16. Jahrhundert nahm Klagenfurt großen wirtschaftlichen Aufschwung, der im 18. Jahrhundert durch den Bau einer Handelsstraße über den Loiblpass nochmals gesteigert wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg erhob das neu gegründete Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen u. a. Anspruch auf Klagenfurt, der in der Volksabstimmung vom 10. 10. 1919 abgewiesen wurde. Jugoslawische Ansprüche nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1949 von den Alliierten zurückgewiesen.
 
 
T. Polley u. P. Rasch: K. Gesch., Kultur, Atmosphäre (1983).
 

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Kla|gen|furt: Hauptstadt von Kärnten.

Universal-Lexikon. 2012.

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